Altersdepression

Vortrag, Dienstag, 17. Okt. 2023, Vereinstreff Wiener Weg 8
Referentin: Dr. med. Dipl.-Psych. Forugh Dafsari,  Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, Oberärztin an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität zu Köln. Sie leitet dort die AG ‘Depression im höheren Lebensalter’. Zu erreichen ist sie unter der eMail: forugh.salimi-dafsari@uk-koeln.de

Altersdepression

Der professionelle Vortrag zu diesem Thema trug wesentlich dazu bei, dass die zahlreichen Zuhörer im Vereinstreff Wiener Weg 8 des Vereins Aktives Leben Junkersdorf bis zum Schluss nicht nur aufmerksam und konzentriert den Ausführungen der Referentin folgten, sondern zuletzt auch über eigene depressive Episoden berichteten.

Depressionen können jeden von uns und in allen Lebensalterstufen treffen, so berichtete Dr. Dafsari, meist ausgelöst durch besondere Vorkommnisse wie Verlust einer vertrauten Person, der gewohnten Umgebung oder durch Auftreten gesundheitlicher Probleme. Die Auswirkungen auf die physische Gesundheit können so erheblich sein, dass ein Arzt aufgesucht werden muss. Stellt sich dabei heraus, dass die Behandlung zu keiner anhaltenden Genesung führt, sollte man psychiatrischen oder psychotherapeutischen Rat suchen und auch eine Depression in Erwägung ziehen.

Wir hatten uns schon eingehend auf diesen Vortrag vorbereitet und sogar – soweit wir konnten – Fragen formuliert. Hier eine Zusammenfassung der Antworten aus dem Vortrag Dr. Dafsari:

1. Was ist Altersdepression und wie unterscheidet sie sich von Depressionen in anderen Lebensphasen?
Die Anzeichen  einer  Altersdepression ähneln durchaus denen bei jüngeren Menschen, sind jedoch bei älteren  oft ausgeprägter. Erkennbare Symptome können Schmerzen, Lustlosigkeit, Schlafstörungen, Appetitveränderungen, anhaltende Traurigkeit sowie soziale Isolation sein.  Frauen sind doppelt so häufig betroffen als Männer.

2. Welche Faktoren können das Risiko einer Altersdepression erhöhen?
Altersdepression kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst  bzw. das Risiko dafür erhöht werden, darunter der Verlust von Freunden und Angehörigen,  der Übergang in den Ruhestand, körperliche Gesundheitsprobleme, finanzielle Sorgen und der Verlust der Unabhängigkeit. Ältere Menschen, die wenig soziale Kontakte haben oder sich einsam fühlen, sind anfälliger für Depressionen.
Soziale Isolation und Depression können sich in einem Teufelskreis gegenseitig verstärken. Eine Person, die unter Depressionen leidet, zieht sich oft sozial zurück, was die soziale Isolation verstärken kann.

 

3. Welche sind die häufigsten Anzeichen und Symptome von Altersdepression?
Altersdepression wird oft nicht erkannt und die Anzeichen fälschlicherweise als normale Alterserscheinung fehlinterpretiert. Anzeigen sind Kopfschmerzen, fehlender Antrieb, Lustlosigkeit, Schlaflosigkeit mit Symptomen physischer Erkrankungen. Episoden mit solchen Folgen sollten nicht länger als 14 Tage dauern.
Ältere Menschen neigen manchmal dazu, ihre Symptome zu verbergen oder abzuschwächen, was die Erkennung einer Altersdepression erschweren kann.
Eines der Schlüsselmerkmale der Depression ist der Verlust des Interesses an früheren Aktivitäten und Hobbys. Wenn eine Person in einer anhaltenden und signifikanten Weise die Freude an Dingen verliert, die sie früher genossen hat, könnte das auf eine Depression hindeuten.

4. Gibt es Unterschiede in der Behandlung von Altersdepression im Vergleich zu Depressionen bei jüngeren Menschen?
Die Wahl der Therapie hängt von der Schwere der Depression und den individuellen Bedürfnissen ab. Bei älteren Menschen können bestimmte Medikamente zur Behandlung von Depressionen vorsichtiger eingesetzt werden, da ältere Menschen möglicherweise empfindlicher auf Nebenwirkungen reagieren. Die Wahl der Medikamente und die Dosierung können angepasst werden, um mögliche Risiken zu minimieren.
Gerade bei älteren Patienten ist eine Psychotherapie besonders erfolgreich.

5. Welche Rolle spielt soziale Isolation bei der Entwicklung von Altersdepression?
Zu den häufigsten Ursachen einer Depression zählt die soziale Isolation, zum Beispiel beim Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand, ein Umzug,  Mobilitätseinschränkungen durch gesundheitliche Probleme, die es älteren Menschen erschweren, das Haus zu verlassen und an sozialen Aktivitäten teilzunehmen. Ein Umzug in betreute Einrichtungen oder Altenheime kann dazu führen, dass ältere Menschen sich von ihrem gewohnten sozialen Umfeld entfremden und sich isoliert/einsam fühlen. Damit verbunden sind nicht selten Depressionen durch  Verlust der Unabhängigkeit.

6. Wie kann man Altersdepression von normalem Alterskummer oder Traurigkeit unterscheiden?
Es ist schwierig, dies zu unterscheiden. Normale Traurigkeit oder Kummer im Alter ist oft zeitlich begrenzt und klingt von selbst ab. Wenn die emotionalen Symptome jedoch über einen längeren Zeitraum anhalten (normalerweise mehr als zwei Wochen) und an Intensität sogar zunehmen, kann es sich um eine Depression handeln.

7. Welche Auswirkungen kann unbehandelte Altersdepression auf die physische Gesundheit haben?
Depressionen können das Immunsystem beeinträchtigen und die Fähigkeit des Körpers zur Bekämpfung von Infektionen und Krankheiten verringern. Menschen mit unbehandelter Depression berichten häufiger von körperlichen Beschwerden wie Kopf- und Rückenschmerzen, die die Lebensqualität beeinträchtigen.
Depression kann zu einem Verlust der körperlichen Aktivität führen, was die Muskelkraft und die allgemeine Mobilität beeinträchtigen kann. Dies kann das Risiko von Stürzen und Verletzungen erhöhen. Menschen mit Depression neigen dazu, ungesunde Essgewohnheiten zu entwickeln, einschließlich unregelmäßiger Mahlzeiten, übermäßigem Essen oder unzureichender Nahrungsaufnahme.  Depressionen sind oft mit Schlafstörungen verbunden, einschließlich Schlaflosigkeit und Schlafunterbrechungen. Unbehandelte Depression kann das Risiko von Selbstmordgedanken und -versuchen erhöhen. Dies ist eine äußerst ernsthafte Komplikation, die unbedingt behandelt werden muss.  Man sollte auch beachten, dass eine Depression erste Anzeichen für eine Demenz sein können.

8. Gibt es Präventionsstrategien, um das Risiko einer Altersdepression zu reduzieren?

Ja, es gibt Präventionsstrategien, die dazu beitragen können, das Risiko einer Altersdepression zu reduzieren. Hier sind einige Vorschläge:

  • Aktive soziale Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist ein wichtiger Schutzfaktor gegen Altersdepression. Ältere Menschen sollten ermutigt werden, an sozialen Aktivitäten, teilzunehmen und soziale Kontakte zu pflegen.
  • Regelmäßige körperliche Aktivität hat nachgewiesenermaßen positive Auswirkungen auf die Stimmung und kann das Risiko von Depressionen reduzieren. Ältere Menschen sollten in Betracht ziehen, Aktivitäten zu praktizieren, die ihren körperlichen Fähigkeiten entsprechen.
  • Eine ausgewogene Ernährung mit einer Vielzahl von Lebensmitteln, die reich an Nährstoffen sind, kann dazu beitragen, die Stimmung und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.
  • Strategien zur Stressbewältigung, wie Entspannungsübungen, Meditation und Achtsamkeit, können älteren Menschen helfen, mit den Herausforderungen des Alters umzugehen.
  • Regelmäßige Arztbesuche sind wichtig, um chronische Erkrankungen oder gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
  • Die Erhaltung der Unabhängigkeit und die Förderung eines aktiven Lebensstils können das Selbstwertgefühl stärken und somit das Risiko von Depressionen reduzieren.
  • Menschen in der direkten Umgebung älterer Menschen, wie Pflegekräfte und Familienmitglieder, sollten über die Anzeichen von Altersdepression informiert sein und wissen, wie sie Unterstützung bieten können. Eine Frühintervention kann dazu beitragen, dass die Depression schneller behandelt wird und sich nicht verschlimmert. Depressionen sind nicht unmittelbar vererbbar. Jedoch können verschiedene Erbanlage in Kombination durchaus depressive Erscheinungen weitergeben.

9. Wie können Familienmitglieder und Freunde älteren Menschen helfen, die von Altersdepression betroffen sind?
Familienmitglieder und Freunde können eine wichtige Rolle spielen, um älteren Menschen, die von Altersdepression betroffen sind, Unterstützung und Hilfe anzubieten. Hier einige Hinweise für helfende Personen:

  • Das einfühlsame Zuhören ist von großer Bedeutung. Ermuntern Sie die betroffene Person dazu, an gemeinsamen Aktivitäten teilzunehmen
  • Wenn Anzeichen auf eine Depression hindeuten, ermutigen Sie die betroffene Person, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Unterstützen Sie sie dabei, einen Arzt oder Therapeuten zu konsultieren und Termine zu vereinbaren.
  • Falls ein Arzt Medikamente verschrieben hat, um die Depression zu behandeln, können Familienmitglieder oder Freunde dabei helfen, sicherzustellen, dass die Medikamente wie vorgeschrieben eingenommen werden.
    Die Genesung von Depression kann Zeit in Anspruch nehmen. Zeigen Sie Geduld und Verständnis und unterstützen Sie die betroffene Person auf ihrem Weg zur Besserung: Wenn Sie Anzeichen von Selbstmordgedanken oder -absichten bemerken, nehmen Sie diese ernst und suchen Sie sofort professionelle Hilfe. Suizidgedanken sind ein dringender Notfall.
    Vergessen Sie nicht, auf Ihre eigene psychische Gesundheit zu achten, wenn Sie jemanden unterstützen, der von Altersdepression betroffen ist. Es kann belastend sein, für einen geliebten Menschen mit Depressionen da zu sein, daher ist es wichtig, auch Ihre eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen.

10. Welche professionelle Hilfe steht älteren Menschen zur Verfügung, die an Altersdepression leiden, und wie können sie Unterstützung finden?
Ältere Menschen, die an Altersdepression leiden, können auf eine breite Palette von professioneller Hilfe zugreifen:

  • Der erste Schritt sollte die Konsultation eines Hausarztes sein. Diese Ärzte können Depressionen diagnostizieren und Behandlungsoptionen, einschließlich Medikamente, empfehlen.
  • Ein Psychiater ist ein Spezialist für psychische Gesundheit, kann Diagnosen stellen und medikamentöse Behandlungen verschreiben. Wenn eine medikamentöse Behandlung in Betracht gezogen wird, ist die Konsultation eines Psychiaters sinnvoll.
  • Psychotherapeuten bieten Gesprächstherapien an, die älteren Menschen helfen können, ihre Gefühle und Gedanken besser zu verstehen und positive Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
  • Krankenpfleger und Sozialarbeiter  bieten auch Unterstützung bei der Organisation von Pflegeleistungen und der Nutzung von sozialen Diensten an.
  • Selbsthilfegruppen für ältere Menschen mit Depressionen bieten die Möglichkeit zum Austausch von Erfahrungen und zur Unterstützung durch Gleichgesinnte. Diese Gruppen können von professionellen Therapeuten geleitet oder von gemeinnützigen Organisationen organisiert werden.
  • In vielen Regionen stehen telefonische oder Online-Beratungsdienste zur Verfügung, die älteren Menschen die Möglichkeit bieten, mit qualifizierten Fachleuten zu sprechen, ohne das Haus verlassen zu müssen.
  • Es gibt viele gemeinnützige Organisationen, die sich auf die psychische Gesundheit älterer Menschen spezialisiert haben. Sie bieten Unterstützungsdienste, Informationsveranstaltungen und Ressourcen.
  • In schwierigen Fällen kann eine stationäre Behandlung in einem Krankenhaus oder einer spezialisierten psychiatrischen Klinik notwendig sein, um die Depression sicher zu behandeln und zu überwachen
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