Weihnachten steht vor der Tür

Sommer 2025 – Theos Mini-Lädchen Wiener Weg 1

Weihnachten steht vor der Tür!

Was? Das glaubt ihr nicht? Dann ward ihr vielleicht zu unaufmerksam auf dem Weg zu Theos Mini-Lädchen am Wiener Weg 1. Oder geht ihr etwa da überhaupt nicht hin? Das kann nicht sein! Ein Leben am Wiener Weg ohne Theos Mini-Lädchen ist – nicht nur für mich – eine schreckliche Vorstellung.

Doch zurück zu unserer Weihnachtsgeschichte, mitten im Sommer 2025! Da steht er also, gleich zur rechten Hand auf dem Weg vom Stüttgerhofweg zu Theos Mini-Lädchen: gänzlich verwahrlost und erbärmlich anzusehen: Der Weihnachtsbaum vom letzten Jahr!

Theo! Warum hast du kein Erbarmen mit diesem Geschöpf direkt vor deiner Tür? Ein finaler Akt mit der Säge oder – wenn er bis Weihnachten  durchhalten soll – erfrischendes  Wasser und stärkenden Dünger.

Theo ist nicht zuständig! Zu weit weg von seinem Mini-Lädchen steht der krüppelige Baum, nicht auf Theos Eigentum. Das endet an der untersten Stufe der Eingangstreppe. Der  Baum befindet sich eindeutig auf dem Grund der Eigentümergemeinschaft. Soll sich doch Gruber, der Hausmeister, um die Entsorgung  oder das Weiterleben dieses Weihnachtsbaumes kümmern.  Gruber winkt entschlossen ab. „Als hätte ich nichts anderes zu tun!“ – Theo versorgt lieber seine Kunden.

Eigentlich hat Theo ja recht! Wenn ich sehe, wie voll es morgens in seinem Mini-Lädchen ist, und ich mich erst lautstark bemerkbar machen muss, wenn  ich meine Zeitung oder meine Brötchen bei ihm hole. Vielleicht, so habe ich  mir schon überlegt, sollte ich Theo zu einem schnelleren Kaffeeautomaten überreden. Und die gewonnene Zeit könnte er dem Weihnachtsbäumchen widmen …

Theos strafender Blick weist mich in meine Schranken. Er hat nur zwei Hände und wenn er für einen Kunden den Kaffee in seinem lahmen Automaten zubereitet, unterhält er sich gleichzeitig mit einem anderen, ach was: mit zwei anderen Kunden.  „Der 1. FC Köln …“ Wer dieses Thema morgens in die Runde von Theos Kaffee trinkenden Kunden wirft, zündet eine Bombe. „Steigen doch wieder ab …“  –  „Nur um  zum x-ten Mal wieder aufzusteigen.“ –  „Scheißverein!“

Ich gebe schnell Theo meinen Fünf-Euro-Schein, nehme das Wechselgeld  und verziehe mich. Natürlich könnte ich Theo auch passend bezahlen, in Münzen. Aber Kleingeld hat er genug in der Kasse.

Das hilft dem Weihnachtsbäumchen vor Theos Mini-Lädchen  wenig. Es braucht eine andere Art Zuwendung, richtige Nachbarschaftshilfe. Hat sich der Verein Aktives Leben Junkersdorf nicht Nachbarschaftshilfe als Vereinszweck auf seine Fahnen geschrieben?  Ja schon, aber gehört die Rettung von Weihnachtsbäumen im Hochsommer zur Nachbarschaftshilfe? Wir können doch nicht einen verwaisten kranken Weihnachtsbaum in unseren  Vereinstreff Wiener Weg 8  als Pflegefall aufnehmen. Pflegestufe 4? Der braucht mindestens Pflegestufe 6, wenn es das überhaupt gibt.

Ratlos und voller Mitleid werfe ich so jeden Morgen bei meinem Gang zu Theos Mini-Lädchen einen Blick auf diesen verkümmerten Weihnachtsbaum mit seinen ausgebleichten Weihnachtskugeln, einem Rest Lametta und dem letzten roten Baumschmuck. Rückt man den Mülleimer davor etwas zur Seite, erkennt man, dass er mit seinen Wurzeln in der Erde eines Pflanzkübels steht … und schöpft Hoffnung, dass er doch genug Wasser bekommt, wenn es draußen regnet. Ein hoffnungsloser Fall – so scheint es mir – ist er jedenfalls nicht.

Wer weiß, vielleicht geschieht noch ein Wunder … und bis Weihnachten sind es nur noch 178 Tage.

Copyright:  Wolfgang Kirsch, Aktives Leben Junkersdorf, Juni 2025
www.aktiveslebenjunkersdorf.de

 

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